ABSCHIED VON FEE

Nur wenige Wochen nach Chef-Schwein Katharina mussten wir am 7. September 2025 auch von unserer lieben Fee Abschied nehmen.

Obwohl sie sich nach der Hitzewelle Ende Juni gut erholt hatte, wollte sie einfach immer weniger essen, woran auch Tierarzt und Medikamente nichts mehr ändern konnten. Eine nachfolgende Sektion ergab, dass sie großflächig an Entzündungen litt, die in ihrem Alter – sie wäre um den Jahreswechsel herum 12 geworden – wohl einfach nicht mehr in den Griff zu bekommen waren. Sie starb am Abend des 7. September während eines Weidespaziergangs (sie war noch auf den Beinen und trank gut, deshalb hatte ich die Hoffnung noch nicht aufgegeben) in meinem Beisein.

Fee als Jungschwein in ihrem ersten Sommer auf der Weide, 2014

so beschrieb sie unsere Patin und Künstlerin Nicole Montaperti* und ich musste schmunzeln. Ja, Fee hatte alle diese Seiten: Sie war ein bemerkenswert reinliches, diszipliniertes und diplomatisches Schwein. Schon als ich sie in dem Schweinestall, in dem sie einst gemästet wurde, kennenlernte, stürzte sie nicht wie die anderen Schweine mir entgegen zum Futtertrog, sondern blieb wie ein Hund auf den Hinterbeinen sitzen und sah mich erwartungsvoll an. Ein Verhalten, das ihr das Leben retten sollte, denn als ich nur eine Handvoll Schweine vor dem Tod am Schlachthof bewahren konnte, war klar: Fee ist dabei!

Weiterhin behielt sie einen kühlen Kopf, wenn es um Futter ging: Während die anderen 5 Schweine stets der Futterquelle (= mir) nachliefen, ging sie bedacht hinterher und aß alles auf, was die anderen in der Eile liegengelassen hatten. So kam sie als nur 4. Schwein in der Rangordnung zu einer beträchtlichen Menge Essen. 🌿😋

Überhaupt war sie sehr diplomatisch und ging Kämpfen mit ranghöheren Schweinen bevorzugt aus dem Weg. Dass sie auch ganz andere Seiten auffahren konnte, lernte ich, als ich sie einmal separat, nur mit zwei rangniedrigeren Schweinen zusammen, füttern wollte. Augenblicklich entwickelte sie „Chef-Schwein-Qualitäten“, stellte sich breitbeinig übers Futter, biss die anderen beiden zur Seite und verdrückte genüsslich eine Ration für 3. Dass ich verzweifelt versuchte sie zur Seite zu schieben, damit sie sich nicht überaß und die anderen beiden auch etwas abbekamen, kümmerte sie dabei herzlich wenig. Dieses Ereignis war prägend für den Ausspruch: Mäuschen, Läuschen! 🐽😇

… diese langen Ohren zu koordinieren! In ihrem ersten Lebensjahr konnten wir Fee mehrmals dabei beobachten, wie sie ihre Ohren in verschiedene Richtungen zeigen ließ. Später machte sie das nicht mehr und auch bei den anderen Schweinen haben wir so etwas nie beobachtet.

Noch eine interessante Eigenheit hatte sie als wir uns kennenlernten: Sobald ich mich auf die Weide setzte oder gar ins Gras legen wollte, kam sie aufgeregt angelaufen und begann mich zu beißen. 😮 Erst war ich angesichts dieses Verhaltens sehr irritiert und versuchte mich angemessen zu verteidigen, doch bald wurde mir klar, dass sie sich Sorgen um mich machte! Wenn ich kurz aufstand, um ihr zu zeigen, dass mit mir alles in Ordnung war und ihr gut zuredete, beruhigte sie sich einigermaßen und langsam gewöhnte sie sich daran. Vermutlich hat sie als Ferkel ein Geschwisterchen verloren, das irgendwann einfach nicht mehr aufstehen konnte.

Fee war eine Wurfschwester von Katharina, Ronja und der Hübschen. Mit Ronja verstand sie sich besonders gut. Als Fee einmal in einen Rangkampf mit der mächtigen Berta verwickelt wurde, warf sich die wesentlich kleinere Ronja quasi todesmutig dazwischen und verschaffte Fee so den nötigen Moment der Ablenkung um sich aus dem Staub zu machen.

Bei unseren Weidebesucher:innen war Fee nicht nur dafür bekannt, dass sie sich gerne den Bauch kraulen ließ, sondern auch dafür, dass man sich ihr am besten mit langer Hose näherte. Liebend gerne schmiegte sie sich an Besucherbeine und verwendete diese als Kratzbaum, wobei sie eine beachtliche Kraft aufwenden konnte. Dies war ihre gebräuchlichste Art aktiv ihre Sympathie zu bekunden. Wich man ihr aus, respektierte sie das und ging zum nächsten Besucherbein. 🥰

Fee mit ihrer langjährigen Patin Natalie und Besuch

… entwickelte Fee wie alle unsere Schweine ein dichteres Borstenkleid. Ihre Borsten wurden dabei so lang, dass man sie fast frisieren hätte können.

2017

„Fee am Kratzbalken“, von Nicole Montaperti 2024

*Nicole hat unsere Schweine mehrmals fotografiert und gemalt und uns auch wenige Tage vor Fees Ableben nochmals besucht. ❤️